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    Mein ganz subjektives Lexikon der Kunst.
    Wird fortgesetzt.

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    Barock und Rokoko


    Als Barock (Maskulinum „der Barock“, oder gleichwertig Neutrum „das Barock“) wird eine Epoche der europäischen Kunstgeschichte bezeichnet, die Ende des 16. Jahrhunderts begann und bis ca. 1760/70 reicht. Es handelt sich nicht um einen völlig einheitlichen Stilbegriff, da es innerhalb des Barockzeitalters gleichzeitig zum Teil sehr verschiedene künstlerische Ausprägungen und Unterströmungen und auch eine Entwicklung gab, nicht zuletzt auch große Unterschiede in verschiedenen Gegenden und Ländern. Eine grobe Unterteilung in drei oder vier Unterepochen ist üblich, deren zeitliche Abgrenzung jedoch nicht völlig eindeutig angegeben werden kann:
  • Frühbarock (bis ca. 1650),
  • Hochbarock (ca. 1650–1700),
  • Spätbarock (ca. 1700–1730) und
  • Rokoko (ca. 1730–1760/70).
  • Gelegentlich werden Spätbarock und Rokoko gleichgesetzt, andererseits wird das Rokoko auch als eigenständige Epoche angesehen. Dem Barock voraus gingen die Epochen der Renaissance und des Manierismus, ihm folgte der Klassizismus.



    Peter Paul Rubens 1577 - 1640 | Jagd auf Nilpferd und Krokodil |
    Bedeutender flämischer Maler, Bildhauer,
    Zeichner, Druckgrafiker und Diplomat
    Alte Pinakothek | München | Bayerische Staatsgemäldesammlungen
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    Rembrandt Harmenszoon van Rijn 1606 - 1640
    Die Nachtwache, Ölgemälde um 164
    Rijksmuseum in Amsterdam   0




    Die Spiegelgalerie, Blick in Richtung des Friedenssaals |
    Sämtliche Kunstgegenstände des Raumes ergeben im Zusammenspiel
    mit den gemalten Deckengemälden eine prächtige Ausstattung
    für den Spiegelsaal von Ludwig XIV. auf Schloss Versailles.
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    Paradebett mit Tapisserien im Merkursalon von Versailles  0

    Vorreiter und Hauptexponent des Barock war Italien, von wo er sich in oft abgewandelter Form in ganz Europa verbreitete. Die Kunst des Barock ist ausdruckvoll, bewegt und gefühlsbetont, und besonders in Architektur und Innendekoration oft durch üppige Prachtentfaltung gekennzeichnet. Sie wurde unter anderem von den politisch-religiösen Idealen der Gegenreformation und des „Absolutismus“ beeinflusst. Eine Gleichsetzung mit der Staatsform des Absolutismus ist jedoch nicht korrekt, unter anderem deshalb, weil es in dem Zeitraum auch andere Regierungsformen gab, z. B. Adelsrepubliken in Venedig und Genua, eine konstitutionelle Monarchie in England. Im Frankreich Ludwigs XIV. – dem Hauptexponenten des Absolutismus – herrschte außerdem eine gemäßigtere Stilvariante, die man als klassizistischen Barock (classicisme) bezeichnet. Im weiteren Sinne, vor allem im Blick auf die Bedeutung der barocken Literatur und Philosophie, kann der Barock als Epoche der europäischen Geistesgeschichte aufgefasst werden, und im weitesten Sinne wird auch manchmal von einem „Zeitalter des Barock“ gesprochen.

    »Wortherkunft- und Bedeutung.«

    Im Deutschen sagt man der Barock ebenso wie das Barock, mit ungefähr gleicher Häufigkeit. Unter Laien ist der Genitiv des Barocks verbreitet, im Duden wird jedoch darauf hingewiesen, dass in Fachkreisen, insbesondere in der Kunstgeschichte, die Flexionsendung -s weggelassen wird, wie z. B. in dem Ausdruck „Gärten des Barock“.

    Sprachgeschichtlich war das Adjektiv barock zuerst da (im Deutschen um 1750), dann das Substantiv Barock (im 19. Jahrhundert). Das Wort entstammt nach einer heute allgemein akzeptierten Theorie der portugiesischen Sprache, in der unregelmäßig geformte Perlen als barroco bezeichnet wurden, d. h. „schief“ oder „ungleichmäßig“. Als Ausdruck der Juwelierssprache soll dieser Begriff seit 1581 belegt sein. Benedetto Croce zufolge wurde auch eine abstruse syllogistische Figur der Scholastik so genannt, und in Italien soll der Begriff für betrügerische Transaktionen und Wucher verwendet worden sein. Gelegentlich wurde der Begriff auch auf die Namen zweier bedeutender Künstler zurückgeführt, die in der frühen Entwicklung des Barock eine bedeutende Rolle spielten: gemeint sind der Maler Federigo Barocci und der römische Barockarchitekt Giacomo Barozzi, genannt Vignola. Verwendet wurde der Begriff zuerst als Kategorie der Beschreibung der Werke italienischer Architektur des 17. Jahrhunderts.



    Jean-Honoré Fragonard |1732 - 1806 | Die Schaukel |1767
    Wallace Collection | London
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    Über das Italienische (barocco) und das Französische (baroque, zuerst belegt 1701 im Sinne von „bizarr“) gelangte das Adjektiv ins Deutsche. Der Begriff wurde im französischen Raum zuerst abwertend im Sinne von „merkwürdig“ für Kunstformen gebraucht, die nicht dem schlichteren Geschmack des classicisme unter Ludwig XIV. entsprachen. Ein wesentliches Gestaltungselement des Barock und Rokoko sind Stuck (siehe auch Stuckateur) und Schnitzereien, die zu oft reichem und geschwungenem Ornamentschmuck geformt wurden.



    Michelangelo da Caravaggio 1671 - 1610 | Bacchus | um 1596
    Galleria degli Uffizi | Florenz  0


    Seit 1855 wurde der Begriff von Jacob Burckhardt – zunächst in seinem Werk Cicerone noch mit abwertender, später mit freundlich-neutraler Bedeutung – genutzt. Der Begriff wurde dann auf die Musik und Literatur der Zeit übertragen und wird heute als allgemeiner historischer Epochenbegriff verwendet, auch über den Bereich der Kunst hinausgehend. Die Bedeutungserweiterung ist auch daran erkennbar, dass sich das Wort Barock auf ganz verschiedene Erscheinungen des Barockzeitalters beziehen kann, etwa auf barocke Ornamente, den barocken Landschaftsbau oder das barocke Lebensgefühl. Andere Autoren wie Friedrich Nietzsche oder Arnold Hauser haben versucht, ihn als Stilbegriff fruchtbar zu machen.

    In der Moderne, die eine völlig andere Ästhetik entwickelte, die zum Teil in völliger Schlichtheit, graden Linien, grauem Beton und kompletter Asymmetrie liegt, wird der Begriff barock manchmal negativ benutzt und mit überladenem Schwulst oder fälschlicherweise mit „Kitsch“ gleichgesetzt.

    ROKOKO

    Das Rokoko ist eine Stilrichtung der europäischen Kunst (von etwa 1725/33 bis 1775/83) und entwickelte sich aus dem späten Barock (ca. 1700–1720). Ausgangspunkt ist Frankreich. Der Name entstammt dem französischen Wort Rocaille (Muschelwerk) und bezeichnet ein immer wieder auftretendes Ornamentmotiv, das sich durch Asymmetrie von barocken Formen unterscheidet. Der Begriff Rokoko wurde 1797 von dem Maler Pierre Maurice Quays geprägt.

    Das Rokoko wurde ungefähr ab ca. 1770 langsam vom Klassizismus abgelöst. Einen Übergangsstil nennt man im Deutschen Zopfstil.



    Der Begriff Rocaille leitet sich aus den beiden französischen Wörtern roc ‚Fels‘ und coquilles ‚Muscheln‘ ab. Die Ableitung zeigt, dass es sich vor allem um einen Dekorationsstil handelt. Daher wird auch im Wesentlichen bei monumentaler Baukunst und bei bildnerischen Künsten jener Zeit nur bedingt von einer eigenen Stilepoche gesprochen. Dagegen wird besonders auf den Gebieten der Innenarchitektur und des Kunstgewerbes eine strenge Abgrenzung vom Barock getroffen. Der Begriff ist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebildet worden.

    Das Pathos des Barock konnte sich im Zuge der Gegenreformation, der katholischen Reform und der damit einhergehenden Lehre und Praxis sowie in der Verherrlichung des absolutistischen Herrschertums voll entfalten. Demgegenüber huldigte man in der nachfolgenden Zeit des Rokoko einem verspielteren Schönheitsideal von eleganter Leichtigkeit und Anmut. Charakteristisch in diesem Bau- und Dekorationsstil sind überbordende Verzierungen an Fassaden, in Innenräumen, an Möbeln, Alltagsgegenständen etc. und vor allem eine Vorliebe für das Unregelmäßige und für Asymmetrie, im Gegensatz zu der im Barock so zentralen Symmetrie. An die Stelle fester Formen treten leichte, zierliche, gewundene Linien und häufig rankenförmige Umrandungen.

    In der Ikonographie der weltlichen Kunst zeigen die Motive eine Zunahme an sinnlicher, erotischer Ästhetik und laszive Darstellung der galanten Welt. In der Architektur und Baukunst tritt der großartige Fassadenschmuck zugunsten einer reichhaltigeren Ausstattung und Akzentuierung der Innenräume zurück, wie überhaupt das Rokoko in erster Linie eine Kunst der Innendekoration ist. In der höfischen und zunehmend auch in der bürgerlichen Umgebung bildeten mehr oder weniger luxuriös gestaltete Salons die Zentren geselliger Unterhaltung. Sie entwickelten sich damit zu den beherrschenden Wohnräumen.



    Gartenpavillon im Park Sanssouci | Potsdam
    Friedrich der Große ließ das Gebäude
    zur Ausschmückung seines Zier- und Nutzgartens
    südwestlich des Sommerschlosses Sanssouci 1755 – 1764 errichten.  0


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